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Pseudo-HDTV: Tuning von 16:9-DLPs
 
 

Die Industrie beschert uns mit den aktuellen 16:9-DLP-Projektoren Geräte, die das beste (und leider auch teuerste) verkörpern, was die Technologie der digitalen Projektoren für das Heimkino im Augenblick zu bieten hat. Alle drei derzeit erhältlichen High-End-DLP-Projektoren, der Sharp XV-Z 9000, Sim2 HT300 sowie der Marantz VP-12S1 haben — dank HD1-Chip von Texas Instruments — das Potential, hinsichtlich Qualität und Performanz in die Domäne hochwertiger Röhrenprojektoren vorzudringen. Mittlerweile kann die Fa. SIM2 sogar schon als Erstes den HT300+ mit HD2-Chip liefern.


SIM2 HT300+, High-End-DLP mit 1280*720 HD2-Chip ('Mustang')




Doch selten ist etwas von Hause aus so perfekt, als dass es nicht mit dem bestmöglichen Videosignal noch verbessert werden könnte. Zudem hat eine neue Technologie bei Ihrer Einführung häufig mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Auch um die eine oder andere Warteschleife, bis die Firmen Ihre Flagg-Schiffe auf Vordermann gebracht haben, umgehen zu können, ist einmal wieder der HTPC (Heimkino-PC) eine preiswerte und reelle Option.

Zunächst ein Beispiel, das einer DVD entnommen ist, die dank ihrer relativ großen Verbreitung wunderbar als Testmaterial dienen kann. Wir sprechen von dem Ende von Kapitel 2 der Mumie Teil 1 in der RC2-Version auf PAL. Dort flieht der Held (gespielt von Brendan Fraser) vor den Kriegern, die ihn von einer Felsen-Anhöhe beobachten, in die Wüste. Spätestens beim zweiten Kamera-Gegenschuß auf den Wüstenboden bricht eigentlich jeder interne Scaler zusammen bzw. verliert den Film-Mode: Die Wüste lebt und sieht aus, als wäre sie plötzlich zum Ameisenhaufen mutiert.

Leider muss man solche Effekte auch bei den neuen 16:9-DLP-Projektoren in Kauf nehmen. Ein weiteres Beispiel für ein Problem wäre das Verhalten des internen Scalers des Sharp 9000, der an sämtlichen normalen Video-Eingängen (außer dem PC-Eingang) einen starken Overscan produziert (ca. 8% des Bildes fehlen einfach!). Die Firmen erklären im Zweifel, sie seien "dran am Problem" und eine "Lösung in Kürze" sei zu erwarten.

Die Problemliste wäre beliebig erweiterbar, würde aber den (falschen) Eindruck erwecken, dass es sich um halbfertige Geräte handelt. Vielmehr liegt es in der Natur der Sache, dass Geräte, die die Grenzen der aktuellen Technologie ausloten, die eine oder andere Schwachstelle haben, die noch ausgebessert werden muss.

Wer sich nicht darauf verlassen will, ob nun eine Lösung des einen oder anderen Problems in Kürze erfolgt oder nicht, stimmt seinen HTPC so ab, dass er für die HD1-basierten Projektoren ein mundgerechtes Signal liefert, bei dem der interne Scaler bzw. die interne Video-Elektronik umgangen werden kann. Die Lichtmaschine bzw. der HD1-Chip werden (soweit irgend möglich) direkt angesteuert. Bekanntermaßen weist der HD1-Chip eine Auflösung von 1280*720 Pixel auf, die weder einer hierzulande üblichen Videonorm entspricht, noch vom Windows-Betriebssystem als Standardauflösung zur Verfügung gestellt wird. Es handelt sich übrigens bei der Auflösung 1280*720 um eine HDTV-Auflösung, die wir sozusagen per HTPC zum Schein erzeugen. Man könnte also von ‚Pseudo-HDTV‘ sprechen
.

Zur Erreichung unseres Ziels können wir auch auf frühere Artikel der Audiovision verweisen und darauf aufbauend ein Verfahren beschreiben, wie sich ein HTPC optimal für die 16:9-basierten DLP-Projektoren optimieren lässt. Als erstes geht es darum, die spezielle Auflösung von 1280*720 einzurichten. Dazu ist das in AV 10/2001 bereits beschriebene Programm Powerstrip nötig, das mittlerweile in der Version 3.16 vorliegt und sogar durch eine deutschsprachige Lokalisierung ergänzt wurde.

Zum Einrichten der Auflösung wählen Sie ‚Erweiterte Timing-Optionen‘ im Hauptmenü ‚Anzeige-Profile‘. Dort finden Sie auf der linken Seite im unteren Bereich die Funktion ‚Angepasste Auflösungen‘. Die von uns empfohlenen Radeon- oder GeForce-Graphikkarten haben in der Regel (mit entsprechendem Treiber-Update) keine Probleme, die auszuwählende Auflösung von ‚1280x720p (HDTV standard)‘ umzusetzen — allerdings ist hierfür noch ein Neutstart nötig. Nach dem Neustart wird die neue Auflösung NICHT mit Powerstrip eingestellt, sondern einfach nur mit dem üblichen Windows-Kontroll-Panel ‚Eigenschaften‘ -> ‚Einstellungen‘.

Mit Powerstrip (wie in AV 10/2001 beschrieben erhältlich bei www.entechtaiwan.com) ist es auch möglich, die für PAL optimale Bildwiederholfrequenz einzustellen. Hier ist es so, dass nur der SIM2 HT300 wie auch der Marantz VP12S1 eine Frequenz von 50,000 Hz wirklich verarbeiten können. Dass sie es können, bemerkt man nach erfolgreichem Tuning sehr schnell an sehr glatten Seit-Schwenks bei PAL-Filmquellen. Leider sind alle 16:9-DLPs bei NTSC auf 60Hz beschränkt, was das — aus videophiler Sicht sehr unangenehme — 3:2-Stottern verursacht. Wenigstens für PAL DVDs ist das über VGA kein Problem, und die native Ansteuerung der Projektoren mit hochskaliertem HDTV belohnt mit unglaublich homogenen und hochauflösenden Bildern.
 

Links für weitere Fragen:

www.audiovision.de

www.avsforum.com

www.entechtaiwan.com

Christoph Lehner
Tel.: 030 49766891


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